Biographie zum Bild. - Johannes Kerstani von Lessen
Das Bild zeigt die ehemalige Grabplatte des Deutschordensbischof Johannes Kerstani von Lessen, die sich in der Kathedrale von Marienwerder befand.
Johannes Kerstani von Lessen, auch unter dem Namen Johann Groffe bekannt, war eine bedeutende geistliche und politische Persönlichkeit im Ordensstaat Preußen des späten 15. Jahrhunderts. Er wurde um das Jahr 1440 in der Stadt Lessen geboren – dem heutigen Łasin in der polnischen Woiwodschaft Kujawien-Pommern. Früh zeigte sich sein Streben nach Bildung und Einfluss: 1459 immatrikulierte er sich an der Universität Leipzig, wo er bis 1464 ein humanistisch geprägtes Studium absolvierte. Seine Ausbildung in Theologie und kanonischem Recht legte den Grundstein für seine spätere Karriere im Dienst des Deutschen Ordens.
Nach Abschluss seines Studiums trat Johannes in den geistlichen Dienst des Ordens ein und wurde 1475 zum Kaplan und Kanzler des Hochmeisters Heinrich Reffle von Richtenberg berufen. Diese Doppelfunktion als geistlicher Berater und Verwaltungsbeamter verschaffte ihm nicht nur Zugang zur obersten Führungsebene des Ordens, sondern auch Einfluss auf dessen politische und diplomatische Entscheidungen. In einer Zeit, in der der Deutsche Orden sich mit inneren Reformen und äußeren politischen Herausforderungen konfrontiert sah, war seine Position von besonderer Bedeutung.
Am 14. April 1480 wurde Johannes Kerstani von Lessen zum Bischof von Pomesanien ernannt. Das Bistum, das im Gebiet des heutigen Nordpolens lag, war eng mit dem Ordensstaat verbunden. Als Bischof hatte er nicht nur seelsorgerische Verantwortung, sondern war zugleich ein bedeutender politischer Akteur im Machtgefüge Preußens. Er trat mehrfach als Vermittler zwischen dem Hochmeister, dem lokalen Adel und auswärtigen Mächten auf. Seine Amtszeit war geprägt von der Auseinandersetzung zwischen dem Ordensstaat und dem Königreich Polen, das nach dem Zweiten Frieden von Thorn 1466 zunehmend Einfluss in Preußen gewann.
Johannes war bekannt für seine Verwaltungsstärke, seine diplomatischen Fähigkeiten und seine Loyalität gegenüber dem Deutschen Orden. Gleichzeitig pflegte er enge Kontakte zu den Universitäten in Leipzig und Krakau, was auf seine Wertschätzung von Bildung und Gelehrsamkeit hinweist. In seiner Diözese förderte er Reformen im Klerus, die Disziplin in den Domkapiteln und den Ausbau kirchlicher Institutionen.
Er starb am 10. April 1501, nach über zwanzigjähriger Amtszeit als Bischof von Pomesanien und wurde in der Kathedrale von Marienwerder beigesetzt.



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