Theologia Deutsch
Die Theologia Deutsch ist eine mystisch-theologische Schrift aus dem 14. Jahrhundert, deren Verfasser unter dem Namen „Der Frankfurter“ bekannt ist. Vermutlich handelt es sich dabei um einen Deutschordenspriester aus der Kommende Sachsenhausen, der seine Gedanken in deutscher Sprache niederschrieb.
Inhaltlich orientiert sich das Werk an den Schriften der bekannten Dominikaner Meister Eckhart, Johannes Tauler und Heinrich Seuse. Im Mittelpunkt steht die mystische Vereinigung der Seele mit Gott – die sogenannte unio mystica. Dabei wird der Weg zur inneren Läuterung und zur Gotteserkenntnis nicht über äußere Werke, sondern über die völlige Selbstverleugnung und die Einkehr in das eigene Innere gesucht.
Obwohl das Werk zu seiner Entstehungszeit kaum Beachtung fand, erlangte es später große Bedeutung. Martin Luther schätzte die Theologia Deutsch außerordentlich hoch. Er äußerte, dass sie ihn – gleich nach der Heiligen Schrift und den Confessiones des heiligen Augustinus – am meisten über Gott, den Menschen und die Welt gelehrt habe.
In der Neuzeit wurde die Schrift zeitweise sogar auf den Index gesetzt, was ihre Verbreitung einschränkte. Dennoch gilt sie heute als eines der bedeutendsten Bindeglieder zwischen der mittelalterlichen Mystik, der reformatorischen Theologie und der barocken Frömmigkeit. Ihre Wirkung reicht damit weit über ihre Zeit hinaus und macht sie zu einem Schlüsseltext deutscher Spiritualitätsgeschichte.
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