Deutscher Orden und Konklave


In seiner Geschichte hatte der Deutsche Orden zwei Kardinäle, in deren Zeit sechs Konklave stattfanden. Tatsächlich teilgenommen haben sie nur an zweien.

I Christian August von Sachsen-Zeitz


Der Cousin und enge Vertraute Augusts des Starken sowie der Habsburger wurde am 9. Oktober 1666 geboren. Er trat zunächst als protestantischer Ritter in den Deutschen Orden ein und konvertierte später zum Katholizismus. Nach seiner Konversion wurde er 1696 zum Bischof von Győr ernannt und stieg 1707 zum Erzbischof von Esztergom sowie zum Primas von Ungarn auf.

Papst Clemens IX. erhob ihn am 17. Mai 1706 in das Kardinalskollegium und ernannte ihn zum Kardinalpriester der Titelkirche Santa Pudenziana. Am Konklave von 1721 nahm er nicht teil, wie auch nicht am Konklave von 1724. Er verstarb am 23. August 1725.

II Damian Hugo von Schönborn


Geboren im Jahr 1676, machte er im Deutschen Orden Karriere und stieg bis zum Landkomtur von Aldenbiesen auf. Im Jahr 1719 wurde er zum Fürstbischof von Speyer gewählt und ernannt. Bereits seit 1722 Koadjutor in Konstanz, übernahm er dort 1740 das Amt des Fürstbischofs. Auf Vorschlag Augusts des Starken, Königs von Polen, ernannte ihn Papst Clemens IX. am 30. Januar 1713 zunächst in pectore zum Kardinal – eine Ernennung, die am 29. Mai 1715 öffentlich bekannt gemacht wurde.

Ab dem 16. Juni 1721 war er Kardinaldiakon von San Nicola in Carcere und wurde am 10. September desselben Jahres Kardinalpriester von San Pancrazio. Während seiner Zeit als Kardinal fanden vier Konklave statt: 1721, 1724, 1730 und 1740. Tatsächlich nahm er jedoch nur an den Wahlen von 1721 und 1730 teil, die beide im Quirinalpalast abgehalten wurden.

Beim Konklave von 1721, das vom 31. März bis zum 8. Mai dauerte und Papst Innozenz XIII. hervorbrachte, traf Schönborn erst am Abend des 7. Mai ein und war somit nur am Ende der Wahl präsent. Dennoch war sein diplomatischer Einfluss in der Schlussphase nicht zu unterschätzen.

Das Konklave von 1730, das vom 5. März bis zum 12. Juli stattfand und mit der Wahl von Clemens XII. endete, war in seiner frühen Phase stark vom diplomatischen Geschick Kardinal Damian Hugo von Schönborns geprägt. Als engagierter Vertreter der habsburgischen Interessen trat er entschieden gegen den französisch-spanischen Favoriten Kardinal Paolucci auf und wirkte maßgeblich daran mit, mehrere Wahlversuche zugunsten gegnerischer Kandidaten zu blockieren. Zugleich bemühte er sich der kluge Taktiker um die Vermittlung zwischen den Fraktionen, um einen konsensfähigen Kandidaten zu finden. Im Juni erkrankte Schönborn schwer – vermutlich an Malaria – und musste das Konklave am 1. Juli vorzeitig verlassen. Damit verlor die kaiserliche Partei einen ihrer einflussreichsten Diplomaten. Bei der abschließenden Wahl am 12. Juli war er nicht mehr anwesend; dennoch konnte sich mit Lorenzo Corsini ein Kompromisskandidat durchsetzen.

Der Kardinal verstarb am 19. August 1743.

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