Der Deutschordensbischof als Weihbischof.


(Text/Film) Fast alle Deutschordensbischöfe des 13. und frühen 14. Jahrhunderts waren als Weihbischöfe im Reich tätig. Und dies nicht nur in einem Bistum, sondern gleich in mehreren. Wie war das möglich?

Da weite Teile ihrer Diözese faktisch noch nicht erobert oder gesichert waren und ihnen die Einnahmen fehlten, benötigen sie eine Möglichkeit zum Erwerb ihres Lebensunterhaltes, der ihnen im eigenen Bistum nicht gegeben war. Eine Existenz als Missionar war nicht gegeben, da sie durch die Aufteilung des zu erobernden Landes (1/3 Orden, 1/3 Bischof, 1/3 Domkapitel) als potenzieller Feind gesehen wurden, auf den es gleich Jagd zu machen galt. Als 'Pfarrer' konnten sie sich nicht verdingen, da alle Pfarr- und Vikarsstellen durch den Patron und nicht durch den Bischof vergeben wurden. Entsprechend klein war ihr Betätigungsfeld.

Vor dem Verlassen ihres Sprengels bestellten sie einen Priester für die geistlichen Angelegenheiten und einen Laien als Vogt für die Güterverwaltung. Und auf ging die Reise, begleitet von einer kleinen Eskorte zur Sicherheit, wie auch einigen Knechten. Schließlich wollten auch Pferde und Gepäck versorgt werden. Wahrscheinlich gab es auch noch einen Priester als Sekretär.

Da die Deutschordensbischöfe aus dem Reich stammten und vor ihrer Wahl zumeist Positionen in Verwaltung und Politik innehatten, nutzten sie ihr Netzwerk. Wenn ihre erste Anlaufstelle kein Haus des Deutschen Ordens war, dann war es häufig das Haus einer anderen Ordensgemeinschaft. Normalerweise in ihrer Heimat.

Weihbischöfe, wie wir sie heute kennen, gab es damals noch nicht und die 'Reichsbischöfe' waren dankbar für jede Unterstützung. Was ihnen diese Wert war, war dann eher Verhandlungssache. Der Orden jedoch hatte keinerlei Interesse an einem bettelnden Bischof aus seinen Reihen, so daß er ihnen gewöhnlich eine Rente oder Güter zur Verfügung stellte, aus denen sie einen bescheidenen Lebensunterhalt ziehen konnten.

Wie heute, so gab es auch damals einen gut funktionierenden Flurfunk. Die Anwesenheit eines 'Episcopus in partibus infidelium' (Bischof aus dem Gebiet der Ungläubigen) scheint sich schnell herumgesprochen zu haben. Es scheinen die Kanzleien der 'Reichsbischöfe' gewesen zu sein, die sich mit der Bitte um die Weihe eines Altares oder eines Priesters oder sonstiger Handlungen an den jeweiligen Deutschordensbischof gewandt zu haben scheinen. Wobei ihm natürlich die entsprechenden Gebühren zustanden. Wenn die Erwähnung einer Altarweihe ist, können wir davon ausgehen, dass er gleichzeitig in der Umgebung die Firmung gespendet und verschiedene Klerikerweihen (Minores, Subdiakon, Diakon, Priester) erteilt hat. Feste Firmtermine und die Gruppenweihe in der Kathedrale ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Gerne vergessen wird hierbei übrigens auch, dass der Bischof vor verschiedenen Sakralhandlungen mindestens einen Tag zu fasten hatte.

Über all diese Dinge ist aber niemals die Verbindung zum Orden abgerissen. Über diesen hielt er die Verbindung in sein eigenes Bistum, wurde von diesem mit 'diplomatischen Missionen' beauftragt und nahm auch immer wieder an verschiedenen Ordenskapiteln im Reich teil. Für den Orden waren die Informationen des Bischofs nicht ohne Interesse. Kam er doch umher und sprach mit Personen, zu welchen der Orden an sich keinen Kontakt hatte.

Beispiel gefällig? Altarweihe in der Abtei Altenberg. Was erzählen der Abt und die adligen Mönche so über das Verhältnis zum Grafen von Berg, wie tickt der Graf so? Wie sehen die Ortschaften in der Umgebung aus? Blühend oder von Kriegen verwüstet? Wer hat welche politischen Auseinandersetzungen in der Umgebung? ... Aus solchen Informationen lässt sich für eventuelle Verhandlungen manches an Kapital schlagen.

In ihrem Dienst haben diese Bischöfe, über die Jahre hinweg, enorme Strecken zurückgelegt. Hierbei sollten wir uns die Mühseligkeit und Anstrengung des Reisens in jener Zeit vor Augen halten. Es wurde geritten, bei Hitze, Kälte, Regen und Wind. Verlangsamt durch Gefolge mit Gepäck, vermutlich bestehend aus Kleidung, Messgewändern, Pontifikalhandschuhen, Bischofsstab, Mitra, handgeschriebenen Ritualbüchern, Bargeld, Urkunden, der Kleidung des Gefolges und Proviant für die Reisegruppe und die Tiere. Wurden diese auf einem Karren mitgeführt, war die Reise noch einmal langsamer. Hierzu kam die Gefahr von Überfällen. Über Tage und Wochen als Gast in einem Kloster (mehreren Klöstern), seltener wohl einer Herberge. In diesen Zeiten dürfte der einzige Rückzugsort eine Kapelle oder Kirche gewesen sein.

An seinen Wohnort zurückgekehrt, begann für den Deutschordensbischof eine Zeit der Verwaltung, der Korrespondenz und der nächsten Reisevorbereitung. Ein körperlich und psychisch anstrengendes Leben.



Liste der Deutschordensbischöfe

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