Wir sehen eine Fotografie des Hochmeisters Wilhelm von Österreich (1827-1894). Es wurde um 1870 durch den Fotografen Ludwig Angerer aufgenommen und zeigt den Hochmeister als Offizier. An der linken Brust, vom Träger aus gesehen, ein angestecktes Hochmeisterkreuz. Zu dieser Zeit war er also etwa 43 Jahre alt.
Für uns ist ein solches Foto nichts besonderes, doch zu jener Zeit...
Eine Fotografie galt als etwas modernes und war nicht unumstritten. 'Ein Portrait hat in Öl gemalt zu sein.', so lautete damals noch die Auffassung vieler Menschen. Und wir sehen an der Haltung des Hochmeisters, dass auch er die Fotografie als Portrait auffasste.
Auch wenn die Fotografie wesentlich günstiger denn ein Ölbild war, so war sie dennoch so teuer, dass sie für einen normalen Arbeiter nicht erschwinglich war. Kein Wunder. War es doch eine aufwendige Angelegenheit. Der zu fotografierende musste, aufgrund der langen Belichtungszeit, viele Minuten vollkommen stillhalten. Die kleinste Bewegung führte zu 'Geisterfotos', also mit entsprechenden Schatten und die ganze Prozedur musste wiederholt werden.
Eine Fotografie dieser Zeit bescheinigt der dargestellten Person nicht nur eine 'moderne' und offene Geisteshaltung, sondern auch eine gewisse Geduld und körperliche Fähigkeit des absoluten Stillhaltens.